Wasserbüffel in der naturnahen Beweidung

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Wasserbüffel beim Baden vor dem Sonnenaufgang am 14.5.25 (Foto: Alex Weis)


Naturnahe Beweidung über Jahrhunderte vorherrschend

Seit etwa 6.000 Jahren gestalten vom Menschen domestizierte Weidetiere die Kulturlandschaft in Mitteleuropa. Große Pflanzenfresser, die überwiegend ganzjährig auf den Weiden und in den Wäldern lebten, lichteten die Wälder auf, schufen große Grasfluren und Grünlandflächen mit dazwischen liegenden Bäumen, Hecken und Feldgehölzen. Die Tiere ernährten sich weitgehend von dem Futter, das sie auf den Flächen fanden. Es entstand ein Mosaik unterschiedlicher Strukturen, das einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten der Kulturlandschaft Lebensraum bot.

Mit der Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert wurden die Weidetiere aus dem Wald verbannt und verstärkt in Winterställen gehalten. Das dafür notwendige Heu wurde durch verstärkte Düngung der Wiesen produziert. Bei den Weidegängen im Sommer führte ein überhöhter Viehbestand zu einer starken Beweidung, die kaum Aufwuchs auf den Weiden zurückließ. Die Lebensräume und damit die Artenvielfalt verringerten sich drastisch.

Naturnahe Beweidung als Instrument des Naturschutzes
Seit etwa dem Jahr 1990 versuchen Naturschützer in Deutschland mit ganzjähriger Beweidung, die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft zu erhöhen. Große Pflanzenfresser, vorwiegend Rinder und Pferde, leben in so geringer Besatzstärke ganzjährig auf den Flächen, dass sie auch im Winter noch Futter vorfinden und kaum mit Heu zugefüttert werden müssen. Im Winter, wenn das schmackhafte Gras rar wird, werden oft Pflanzen gefressen, die im Sommer verschmäht werden. Brombeergebüsche, Disteln, Binsen oder Gehölze stehen dann auf dem Speiseplan. So wird durch die ganzjährige Beweidung die Verbuschung der Flächen verhindert oder zumindest stark verlangsamt. Es entsteht fast immer ein Mosaik von unterschiedlichen Strukturen, das die Artenvielfalt in solchen Weidelandschaften stark fördert.

Robuste Weidetiere
Um ganzjährig auf der Weide zu leben, müssen die Weidetiere sehr robust sein. Die meisten Projekte werden mit den Rinderrassen Galloway, Schottisches Hochlandrind und Heckrind durchgeführt. Ergänzt werden diese Rinderrassen oft durch robuste Pferderassen, wie z.B. Konik, Dülmener oder Exmoor-Pony. Da Rinder und Pferde unterschiedlich fressen, werden sie oft im Verhältnis 5:1 kombiniert (Multispezies-Ansatz).

Feuchtgebiete als Problembereiche
Rinder und Pferde erobern sich in solchen Weidelandschaften fast die gesamte Fläche. Nur sumpfige Bereiche und Gewässer werden selten aufgesucht. Hier kommen die Wasserbüffel ins Spiel, die solche Feuchtgebiete gerne nutzen und dadurch die Gewässer von Vegetation freihalten können.

Wasserbüffel in Mitteleuropa?
Vor der letzten Eiszeit war der Wasserbüffel auch in Mitteleuropa verbreitet. Wasserbüffelknochen aus dieser Zeit wurden u.a. in Steinheim an der Murr, Schönebeck an der Elbe und im nördlichen Oberrheingraben gefunden. In der letzten Eiszeit verschwanden die Wasserbüffel aus Europa und kamen nur noch in Indien, Indonesien und Südostasien vor. Dort wurden sie zu Nutztieren domestiziert. Im Mittelalter wurden sie als Arbeitstiere nach Südeuropa geholt.  In Deutschland sollen sie vom 10. – 12. Jahrhundert verbreitet gewesen, dann aber wieder verschwunden sein.

Wasserbüffel in der Neuzeit
Anfang der 1980er Jahre kam der Wasserbüffel wieder nach Deutschland zurück, weil Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass er sich sehr gut für eine extensive Haltung von Grenzertragsstandorten (Brachen, Feuchtgebiete, Moore, usw.) eignet.

Anatomisch sind Wasserbüffel an das Leben in Sümpfen und Gewässern sehr gut angepasst. Aufgrund ihrer breiteren Klauen und Zwischenklauenspalten sinken sie nicht so leicht in Schlammflächen ein wie Rinder. Wenn es doch passiert, geraten sie nicht in Panik, sondern arbeiten sich mit Bedacht wieder heraus. Die Parasitenbelastung der Feuchtgebiete (z.B. Leberegel) macht ihnen wenig aus.

Eignung für die Landschaftspflege
Für die ganzjährige Weidehaltung sind Wasserbüffel so gut geeignet, weil sie mit sehr karger Nahrung auskommen können. Im Gegensatz zu Rindern können sie minderwertiges Futter, wie Stroh, Schilf, Binsen, Sauergräser und Sumpfpflanzen sehr gut verdauen und deren Nährstoffe verwerten. Auch die Blätter vieler Gehölzarten, wie Eiche, Schlehe, Weißdorn, Bergahorn, Esche, Weide und sogar Fichte können verwertet werden. Durch diese besondere Fähigkeit des Verdauungssystems wird das aufgenommene Futter hervorragend in Energie umgesetzt.  

Abb. 1: Wasserbüffel am Kranichwoog beim Fressen von Binsen (Foto: Alex Weis)


Abb.2: Wasserbüffel beim Fressen von Blättern (Foto: Alex Weis)


Klimatische Anpassungsfähigkeit

Die Wasserbüffel im Kranichwoog stammen von den Karpatenbüffeln aus der Maramureschregion (Grenzgebiet Ukraine-Rumänien) ab. In dieser von hohen Karpatenbergen abgeschotteten Region hat sich ein alter Schlag des Wasserbüffels erhalten, von dem man vermutet, dass er schon um ca. 500 n. Chr. aus den Steppenregionen Asiens auf einer Route nördlich des schwarzen Meeres von den Awaren eingeführt wurde. In dem weitgehend isolierten Verbreitungsgebiet Maramuresch haben sich die Büffel an das raue Klima angepasst. Die Karpatenbüffel haben ein dichteres Winterfell und härtere Klauen als die südlich verbreiteten Wasserbüffel (Mittelmeerbüffel), die erst 500 Jahre später auf einer Route südlich des schwarzen Meeres in die Mittelmeerregion gelangten. Die Wasserbüffel im Kranichwoog kommen aufgrund ihrer Herkunft sehr gut mit kalten Wintern zurecht. 

Bedeutung von Gewässern für die Wasserbüffel
Wasserbüffel haben wesentlich weniger Schweißdrüsen und eine dickere Haut als Rinder. Sie sind deshalb sehr hitzeempfindlich und benötigen im Sommer unbedingt Gewässer oder Schlammlöcher, in denen sie sich abkühlen können. Dabei wird das Aufkommen von dichter Vegetation an und in den Gewässern stark reduziert.

Abb. 3: Wasserbüffel fühlen sich im Kranichwoog sichtbar wohl (Foto: Alex Weis)


Abb. 4: Wasserbüffel gestalten die Ufer (Foto: Alex Weis)


Aufgrund dieser Eigenschaften sind die Wasserbüffel idealer Partner für die Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung im Kranichwoog

Autor: Siegfried Schuch